Dieses Jahr hatten wir die Möglichkeit einen Rede bei der Kundgebung zum Frauenkampftag der Falken in Essen zu halten. Hier unser Beitrag:
Wir sprechen hier heute als Anarchist*innen, gleichzeitig aber auch als Feminist*innen, als Antikapitalist*innen, als Antirassist*innen. Staat, Kapitalismus, Patriarchat, Rassismus – das sind die Säulen der Herrschaft. Wir sind davon überzeugt, dass sich keine davon unabhängig von den anderen auflösen lässt, da sie alle miteinander verflochten sind und einander stützen. Wir fordern die Befreiung aller Menschen, also auch die Befreiung der Geschlechter. Dabei ist “die Frauenfrage” für uns kein Nebenwiderspruch, sondern genauso elementar wie alle anderen Unterdrückungsformen.
Bei unserem Kampf um Befreiung geht es uns nicht um bloße Reformen, damit werden wir uns nicht zufrieden geben! Wir lassen uns nicht von zugeworfenen Brotkrümeln in Form von Frauenquoten oder Entkriminalisierung der Abtreibung besänftigen. Der Kampf geht weiter. Die Befreiung muss da ansetzen, wo die Unterdrückung entsteht: auf der Straße, bei uns zu Hause, auf unserer Arbeit, in den Medien & sozialen Netzwerken. Um die Radikalfeministin Carol Hanisch zu zitieren: „Das Persönliche ist politisch!“, also lasst uns an der Graswurzel anfangen, indem wir unser eigenes Verhalten reflektieren und Verhaltensweisen ablegen, welche andere und uns selbst unterdrücken, welche uns von dieser Gesellschaft beigebracht worden sind.
Wir fordern eine Welt frei von Unterdrückung und Herrschaft. Die Befreiung der Frau ist einer der Kämpfe, die notwendigerweise zur Befreiung der Gesellschaft von jeglicher Unterdrückung und Diskriminierung geführt werden müssen. Die Gesellschaft ist durchzogen von patriarchalem und sexistischem Denken. Täglich sind Frauen damit konfrontiert und selbst in den eigenen Reihen oftmals nicht geschützt davor.
Namentliche Bekleidungsgeschäfte verkaufen mittlerweile T-Shirts mit der Aufschrift „feminist“ – man könnte meinen der Feminismus ist in der Gesellschaft angekommen. Traurigerweise als Modetrend des heutigen Zeitgeist verliert er an Bedeutung und wird mehr und mehr eine Randerscheinung, die ausschließlich Frauen etwas angeht, und die eigene Emanzipation dessen endet oftmals auch nur im Kauf eines solchen T-Shirts.
Wir müssen laut sein und für unsere Freiheit aufstehen, traut euch, euch aufzulehnen, wenn euer Chef einen sexistischen Spruch macht! Du bist nicht der Spielverderber, wenn du dich als Mann in der Mackervollpfostenrunde gegen das Verhalten deiner Kollegen aussprichst! Denn Feminismus geht auch Männer etwas was an, auch ihr seid Betroffene des Patriarchats! Auch ihr steckt in einer Geschlechterrolle. Lasst uns dieses Denken gemeinsam aufbrechen und Platz schaffen für vielfältige Geschlechtsidentitäten – frei von geschlechterspezifischen Denken.
Vor 23 Jahren erst wurde die Vergewaltigung in der Ehe per Gesetz strafbar gemacht. Männer, welche damals dagegen gestimmt haben, sitzen heute noch an hochrangigen Stellen in der Politik. Zum Beispiel Friedrich Merz, welcher gerade zur Kanzlerkandidatur in der CDU steht. Was sagt uns das? Wir können nicht darauf vertrauen, dass eine Veränderung durch den Staat kommen wird, der Staat ist Teil dieser Unterdrückung und fördert sie. Lasst uns nicht länger die Augen davor verschließen und das Problem an der Graswurzel packen, von ganz unten, miteinander, kollektiv und selbstorganisiert. Denn wir brauchen keine Herrscher, um unser Leben zu organisieren – ganz nach dem Prinzip: jede* nach *ihren Fähigkeiten und jede* nach *ihren Bedürfnissen, wollen wir gemeinsam eine bessere Welt gestalten!
Für das schöne Leben !