Letzten Sonntag haben wir uns in aller Frühe auf den Weg in den Hambi begeben. Am frühen Vormittag sind wir schließlich in Buir angekommen. Unser erster Anlaufpunkt war die Mahnwache, bei der wir den Weg nach Hazelnut erfragt und freundliche Auskunft erhalten haben. Außerdem wurde uns die Warnung mitgegeben, an der Straße vorsichtig zu sein, da wohl Antiaktivisten bewusst gefährdend mit ihren Autos über die Landstraßen preschen.
Zunächst haben wir uns allerdings dem Schrecken gestellt. Es ist ein beklemmendes Gefühl, aus diesem wundervollen Wald zu treten und nur noch eine braun-graue Wüste vor sich zu sehen. In der Ferne große Schlachtschiffe, die scheinbar unaufhaltsam alles immer weiter zerstören. Wir sind über einen Sandwall geklettert und bis zur Abbruchkante gegangen. Vor uns ein riesiges braunes Tal, durchzogen von einem schwarzen Förderband, dessen Rattern wir trotz großer Distanz hören konnten. Durch diesen Anblick lässt sich das Ausmaß der Zerstörung durch RWE vermutlich noch einmal anders begreifen. Hier wollten wir aber natürlich nicht lange bleiben. Also haben wir noch schnell über die Kante gepinkelt und sind schließlich zu Hazelnut gelaufen.
Dort waren wir mit einem Menschen verabredet, der uns netterweise eine Waldführung zugesagt hatte. Bei dieser haben wir verschiedene Barrios und beeindruckende Baumhäuser gesehen. Die Bewohner*innen eines Baumhauses haben uns ihr Zuhause auch von innen besuchen lassen. Danke nochmal dafür :). Für einige von uns war es der erste Aufenthalt in einem Baumhaus.
Manche von uns haben auch Bekanntschaft mit Freilufttoiletten gemacht. Geruchstechnisch sind diese den meisten öffentlichen Toiletten sowie Dixiklos definitiv überlegen. Sie folgen einem einfachen Prinzip, was erstaunlich gut funktioniert: Hinsetzen, Kacken, Abwischen, Aufstehen, Laub drauf, fertig.
So viel zu den dinglichen Eindrücken. Spannend sind aber natürlich vor allem die Menschen, die temporär oder dauerhaft im Hambi leben und diesen schützen. Es besteht eine internationale Gemeinschaft, in der die Menschen sich gegenseitig unterstützen und ihre Fähigkeiten miteinander teilen und weiterentwickeln. Wir wurden überall freundlich begrüßt und konnten nervige Fragen stellen, ohne den Eindruck vermittelt zu bekommen zu stören oder ähnliches. Diese Offenheit ist wirklich toll.
Nach der Waldbegehung haben wir uns noch eine Weile in Hazelnut aufgehalten, entspannt und ein wenig pleniert. Hierbei hat uns ein Käfer Gesellschaft geleistet:
Am Ende haben wir uns in glühender Hitze zurück zur S-Bahn-Haltestelle geschleppt. Geschafft, aber glücklich.
Fazit: Es war toll. Nur liebe Menschen, super Organisation, solidarisches Handeln – ein Beispiel für funktionierenden Anarchismus!
Hambi bleibt!
Dieser Bericht enthält an rechtlich relevanten Stellen Unwahrheiten!